El Dorado 21

Rum des Monats August 2018

Rum-Review   •   2. August 2018

El Dorado – ein Klassiker aus Guyana

Der El Dorado 15 Year Old ist ein Klassiker, mit dem jede*r Rum-Freund*in früher oder später in Berührung kommt. Im Rum-Magazin hatten wir ihn im Dezember 2017 als einen der ersten Rums des Monats vorgestellt. Aus mehreren Gründen: Er weist ein ausgezeichnetes Preis-Leitungs-Verhältnis sowie eine feine Balance von Komplexität und Zugänglichkeit auf; außerdem handelte es sich beim El Dorado 15 um den ersten Premium-Rum überhaupt. Vor einem Vierteljahrhundert, im Jahr 1992, wagte der Rum-Produzent Demerara Distillers Ltd. (DDL) aus Guyana ein Experiment: Rum sollte nicht mehr nur als profillose Massenware exportiert werden, sondern als lange gereiftes Premium-Produkt mit Altersangabe und eigener Marke – El Dorado – auf den Markt kommen. Zahlreiche andere Hersteller sind El Dorado seitdem gefolgt, Jahr für Jahr werden neue (mehr oder weniger) Premium-Rums vorgestellt. DDL gebührt die Ehre, Pionier dieser Bewegung gewesen zu sein.

Zucker oder nicht Zucker – das ist hier die Frage

Gleichwohl hat El Dorado in Expertenkreisen nicht nur Fans. Kritisiert wird vor allem der Zusatz von Zucker, der in allen El Dorado-Rums nachgewiesen wurde (z. B. bei thefatrumpirate.com). Transparent gemacht wird der Zuckerzusatz bis heute nicht, auch wenn es sich um ein offenes Geheimnis handelt und diese Praxis eher die Regel als die Ausnahme ist. Gerade in den Rum-Blogs ist zum Thema Zucker zuletzt viel geschrieben worden –mitunter entsteht der Eindruck, es gebe in Bezug auf Rum überhaupt kein anderes Thema mehr. Die Meinungen gehen dabei naturgemäß auseinander: Auf der einen Seite die Puristen, die jegliche Zusätze für Frevel halten (auch wenn es zumindest in einigen Regionen durchaus eine längere Tradition des Zuckerzusatzes gibt). Auf der anderen Seite Vertreter der Fraktion „Hauptsache es schmeckt“. Welcher Seite man sich auch immer zugehörig fühlt: Es ist ein ausgesprochen unbefriedigender Umstand, dass Zusätze nach wie vor nicht auf der Flasche deklariert werden. Würde sich diese Praxis durchsetzen, wäre schon viel erreicht – und manch ahnungslose*r Rumtrinker*in würde sich in Zukunft mehr Gedanken darüber machen, was man da eigentlich im Glas hat: Rum oder einen aromatisierten Semi-Likör.

El Dorado 21: doppelt so teuer = doppelt so gut?

Nach diesem Prolog wenden wir uns dem älteren Bruder des El Dorado 15 zu: dem El Dorado 21. Bei ihm handelt es sich um einen Blend aus Rums verschiedenen Alters, die mindestens 21 Jahre (zum Teil auch länger) gereift sind. Wie bei El Dorado üblich, stammen die Rums aus dem beeindruckenden Arsenal der historischen Stills, von denen einige mehrere Jahrhunderte alt und teilweise aus Holz gefertigt sind. Für den El Dorado 21 werden Rums aus der Enmore (einer hölzernen Coffey Still), der Versailles (einer Single Wooden Pot Still) und der Albion (einer French Savalle Four-Column Still) verwendet. Er wird mit 43 % Alkohol abgefüllt, die Lagerung erfolgte in Eichenfässern.

Die spannende Frage, die sich bei jeder in verschiedenen Altersstufen angebotenen Spirituose stellt: Ist der Qualitätssprung zur jeweils älteren Abfüllung analog zum Preissprung? In der Regel wird nämlich das höhere Alter mit einem deutlichen höheren Preis bezahlt. Auch beim El Dorado 21 macht sich dies bemerkbar: Während man für den 15-jährigen ca. 40 € bezahlt, legt man für den 21-jährigen doppelt so viel auf den (virtuellen) Ladentisch. Sorgen die sechs zusätzlichen Jahre Lagerung tatsächlich für einen „doppelt“ so guten Rum? Oder zahlt sich der finanzielle Mehraufwand nicht aus?

El Dorado 21 – Tasting

In der Nase ist der El Dorado 21 das reinste Vergnügen: Ein feines und delikates Eichenaroma umschmeichelt die Nase – die lange Reifung macht sich positiv und zu keinem Zeitpunkt als „Überreife“ bemerkbar. Dazu gesellen sich reichhaltige Fruchtaromen: getrocknete Früchte (Rosinen und Datteln), Pflaume, Feige, Aprikose und Orangenschale. Aufgrund der ausgeprägten Fruchtnoten erinnert der El Dorado 21 an in Holzfass gereiften Obstbrand. Daneben findet sich die El Dorado-typische Würze mit Lakritze, Tabak, Walnuss und Weihnachtsgewürzen. Aromen von Karamell, Vanille und Waldhonig lassen eine gewisse Süße erahnen.

Im Mund dominieren die würzigen Aromen des Eichenholzes sowie dunkler Kakao, Pfeffer und Lakritze. Die Süße ist angenehm eingebunden und unterstreicht die Vanille- und Karamellnoten. Ebenso präsent sind die Früchte, vor allem Aprikose und Pflaume. Eine anfangs leicht sprittige Note (Filzstift) verfliegt nach ca. zehn Minuten im Glas. Im Abgang hallen die Holzaromen lange nach.

Ein sehr guter Rum? Zweifellos! Allerdings kein Rum, der übermäßig herausfordert. Der El Dorado 21 ist vielschichtig genug, um fortgeschrittene Rum-Trinker*innen zu erfreuen, zugleich aber auch Einsteiger-kompatibel, da ihm Ecken und Kanten abgeschliffen wurden. Lohnt sich der doppelte Preis gegenüber dem El Dorado 15? Die Antwort auf diese Frage liegt im Auge des Betrachters: Wer einen „doppelt“ so guten Rum erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden. Wer aber einen ultra-smoothen, dabei aber keineswegs langweiligen Rum gehobenen Alters sucht, kann mit dem El Dorado 21 viel Freude haben. Er stellt die perfekte Balance aus Spaß und Klasse dar.

El Dorado 21
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Rum-Score: 87/100

El Dorado 21

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3 Kommentare zu „El Dorado 21“

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