Transcontinental Rum Line Fidji 2014

Rum des Monats August 2019

Rum-Review   •   2. August 2019

Fidschi – Rum aus den Weiten des Pazifiks

Der in der Weiten des Südpazifiks gelegene Inselstaat Fidschi hat sich in den letzten Jahren zum heimlichen Star unter den Rum-Ländern gemausert. Als der Abfüller „Rum Exchange“ vor Kurzem – noch vor Facebooks großem Prohibitions-Rundumschlag – in einer Facebook-Gruppe eine Umfrage durchführte, welches Land als nächstes in die Flasche soll, landete Fidschi auf Platz 2 – hinter Guyana, aber noch vor Barbados, Trinidad und Co. Dies zeugt von einer hohen Wertschätzung innerhalb der Rum-Community. Und ist insofern erstaunlich, als die Zahl der erhältlichen Releases nach wie vor eher gering ist und Fidschi-Rum ohnehin noch gar nicht allzu lange auf dem Markt ist. Laut Single Cask Rum wurden die ersten Fidischi-Rums erst ab 2011 von unabhängigen Abfüllern in Europa angeboten.

South Pacific Distillery

Auf Fidschi gibt es nur eine einzige aktive Destillerie: Die im Jahr 1979 gegründete South Pacific Distillery. Sie ist ein Subunternehmen der Fiji Sugar Marketing Company, die das Monopol der Zuckerherstellung auf der Insel besitzt. Gebrannt wird sowohl mit Pot als auch mit Column Stills. Fidschi verfügt über fruchtbare vulkanische Böden, die dem Anbau des Zuckerrohrs zuträglich sind. Der Anbau erfolgt größtenteils nach ökologischen Richtlinien, die Ernte in Handarbeit.

Der Stil der South Pacific Distillery ist markant und kombiniert die esterhaltige Fruchtigkeit jamaikanischen Rums mit der Dreckigkeit der geschlossenen Caroni-Destillerie aus Trinidad. Beides beliebte Stile unter Connaisseuren, was wiederum erklärt, weshalb sich in relativ kurzer Zeit eine Fidschi-Fangemeinde gebildet hat.

Transcontinental Rum Line Fidji 2014

Aus Fidschi stammt auch unser Rum des Monats, der Transcontinental Rum Line Fidji 2014. Der unabhängige französische Abfüller Transcontinental Rum Line gehört zu La Maison du Whisky (LMDW), einem im Jahr 1956 gegründeten Familienunternehmen, das heute einer der größten französischen Import- und Vertriebsspezialisten für Spirituosen ist – mit Schwerpunkt Whisky, wie der Name vermuten lässt (hier findet sich eine ausführliche Darstellung der Geschichte von LMDW). Doch auch anderen Spirituosen hat sich LMDW mittlerweile zugewandt, darunter Rum. Im Jahr 2017 hat man unter dem Label La Maison & Velier (LM&V) eine Kooperation mit Velier begonnen, die unter anderem für die Releases von Clarin und Hampden Estate verantwortlich ist.

Zudem wurde 2016 eine eigene Rum-Marke ins Leben gerufen: Transcontinental Rum Line (TCRL). Für die limitierten Abfüllungen – teilweise in Fassstärke, teilweise auf Trinkstärke verdünnt – hat man sich laut eigener Aussage von den historischen Reisen inspirieren lassen, die Rum-Fässer in der Vergangenheit zwischen Neuer und Alter Welt zurücklegten. Die Debatte um kontinentale vs. tropische Reifung aufgreifend gibt TCRL stets den Anteil an kontinentaler Reifung auf den hübsch gestalteten Flaschenlabeln an.

Transcontinental Rum Line Fidji 2014 – Tasting

In der Nase geht es richtig zur Sache: Abgefahrene Gummireifen auf heißem Asphalt und ein wenig Auspuff-Aromen lassen Assoziationen zwischen Formel 1 und Caroni aufkommen. Dazu gesellen sich Marzipan, Bittermandeln, Amarena-Kirschen, Oliven und Holznoten. Doch daneben gibt es noch eine zweite, frisch-fruchtige Komponente mit Stangensellerie, aromatischen Äpfeln, weißem Pfirsich und Passionsfrucht. Unterlegt wird diese Fruchtigkeit mit Esternoten von Lack, Benzin und Lösungsmitteln, aber auch Wachs und Lampenöl. Ziemlich crazy und zugleich anziehend, denn die unterschiedlichen Elemente halten auf souveräne Weise die Balance. Dem Drang, immer und immer wieder am Glas zu schnuppern, kann man kaum widerstehen.

Im Mund spürt man die Jugend des Rums, was angesichts der eher kurzen Lagerzeit nicht verwunderlich ist. Eine angenehme, leicht karamellige Süße macht den Auftakt, ehe Olivenlake, Asphalt, Gummi, Teer und Benzin übernehmen. Dazu Anklänge verrottender Früchte (Bananen) – allerdings weniger ausgeprägt als in der Nase. Gegen Ende treten Lakritze und Minze hervor, ehe im Finish kalter Tabakrauch, Möbelpolitur und Eichenholz zum Vorschein kommen. Kein Zweifel: Hier bekommt man einiges geboten, auch wenn das Bouquet noch ein Stückchen faszinierender wirkte.

Fazit

Der TCRL Fiji 2014 hat ein ausgesprochen markantes Profil. Die Mischung aus Caroni-artiger Dirtyness und jamaikanischer Fruchtigkeit mag nicht jedermanns Sache sein – gut gemacht ist sie definitiv. Die Alkoholstärke passt perfekt, das Bouquet irrlichtert zwischen Genie und (ein wenig) Wahnsinn, das Aromenspektrum im Mund ist vielseitig. Dazu kommt ein für diese Qualität fast schon sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis. Würde der fruchtige Drecksack aus einer geschlossenen Trinidad-Destillerie stammen, wäre jedenfalls ein Vielfaches des Preises fällig.

Einige Flaschen des im letzten Jahr veröffentlichten Fidschi-Rums sind derzeit noch verfügbar. Unser Tipp lautet: Zugreifen – und einen Rum entdecken, der erfreulich anders und auf seine eigene Weise ziemlich reizvoll ist.

Transcontinental Rum Line Fidji 2014
Transcontinental Rum Line Fidji 2014

Rum-Score: 87/100

Transcontinental Rum Line Fidji 2014

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