Rum Exchange Jamaica Nr. 1 (Hampden) & Nr. 2 (Worthy Park)

Test | Review

Rum-Review   •   8. September 2019

Rum Exchange: Von Facebook in die Flasche

Wer sich für Rum interessiert und einen Facebook-Account besitzt, wird früher oder später auf die Gruppe „Rum Exchange“ stoßen. Ihr Gründer Andreas Isopp ist in den sozialen Netzwerken (und auch darüber hinaus) ausgesprochen aktiv. Vor Kurzem hat Rum Exchange die ersten beiden eigenen Abfüllungen herausgebracht: Jamaica Trelawny 5 Years (RumExchange #001) und Jamaica St. Catherine 5 Years (RumExchange #002). Die beiden Rums stammen aus ungenannten jamaikanischen Brennereien, allerdings ist ihre Herkunft kein wirkliches Geheimnis: Bei Abfüllung #001 handelt es sich um Hampden, bei #002 um Worthy Park.

Was die beiden Abfüllungen auszeichnet, ist die besondere Art der Fassreifung. Der Hampden wurde für zwei Jahre in einem Oloroso-Sherry-Fass nachgereift, der Worthy Park für ein Jahr im Portwein-Fass. Man darf also gespannt sein, welche Auswirkungen die aromatischen Süßweinfässer auf die ebenfalls nicht mit Aromen geizenden jamaikanischen Rums hatten.

Label-Transparenz

Auch wenn die Brennereien nicht genannt werden (dürfen), sind die Angaben auf den Labeln in Sachen Transparenz ansonsten vorbildlich: Der Hampden wurde im Jahr 2013 destilliert; die Reifung erfolgte drei Jahre lang auf Jamaika in Ex-Bourbon-Fässern und zwei weitere Jahre in Europa in Ex-Oloroso-Fässern. Er wurde mit 61,5% vol. abgefüllt.

Der Worthy Park (#002) wurde ebenfalls im Jahr 2013 destilliert, reifte 4 Jahre lang auf Jamaika in Ex-Bourbon-Fässern und ein weiteres Jahr in Europa im Ex-Ruby-Portwein-Fass. Er wurde mit 59,0 % vol. abgefüllt.

Außer der jeweiligen Flaschennummer (insgesamt 355 Exemplare bei #001 und 350 Exemplare bei #002) erfährt man außerdem, dass beide Rums in Pot Stills destilliert und nicht nachbehandelt wurden –sie enthalten weder Farbstoffe noch Zucker oder andere Zusätze.

Rum Exchange Nr. 1 Jamaica Trelawny – Tasting

In der Nase dominiert ganz klar der Oloroso-Sherry mit Trockenfrüchten (Rosinen, Datteln) Süßweinnoten, Eichenholz, Kaffee und Fudge. Auch eine leichte Schwefelnote lässt sich wahrnehmen. Blind hätte ich nicht auf Jamaika und schon gar nicht auf Hampden getippt. Nimmt man sich Zeit, bahnt sich der Hampden zumindest ein bisschen seinen Weg am Oloroso vorbei (Banane, leichte Esteranklänge). Insgesamt hat man in der Nase aber ein gänzlich anderes Profil vor sich, als es sonst bei Hampden der Fall ist. Vielleicht waren die zwei Jahre im Oloroso-Fass einfach schon zu viel der Nachreifung?

Im Mund zeugt ein strammer alkoholischer Biss von der Jugend des Rums. Zu Eichenholz und Tanninen gesellen sich die Sherryeinflüsse mit sehr viel Toffee, Süßwein und Rosinen. Der Rum ist süß und spicy zugleich, weist aber auch eine – für meinen Geschmack zu – deutliche Schärfe auf. Im Abgang wieder Karamell sowie Räucherschinken und die Tannine des Eichenholzes.

Weder im Bouquet noch im Mund wäre ich spontan auf Hampden gekommen – der Oloroso-Einfluss ist einfach zu dominant. Unter dem Strich wirkt die Jamaika-Abfüllung doch noch recht jung und hinterlässt keinen allzu eleganten Eindruck. Ich persönlich hätte den Rum etwas abgerundeter und mit ein paar Ecken und Kanten weniger bevorzugt. Das Sherry-Finish zähmt ihn zwar etwas, doch darunter bleibt er seinem ungestümen Charakter treu.

Rum Exchange Nr. 2 Jamaica St. Catherine – Tasting

In der Nase geht es ausgesprochen fruchtig zur Sache: saftige Pflaumen, rote Äpfel und reife Bananen. Dazu eine süß-würzige Ebene mit Zimt, Karamell, Eichenholz, Holzpolitur und ein wenig schwarzem Pfeffer. Eine schöne Mischung aus dem fruchtigen Worthy Park-Profil und den Süßweinnoten des Ports – auch wenn sich wieder eine leicht alkoholische Schärfe andeutet. Offenbar ist die Nachreifung in diesem Fall besser aufgegangen, weil die Portweinnoten das Worthy Park-Profil ergänzen und nicht (wie beim Hampden) übertünchen.

Im Mund machen Schokolade, schwarzer Tee und verbranntes Karamell den Auftakt. Dazu Fruchtaromen von Pflaume und Banane sowie Eichenholz. Doch auch hier gesellt sich wieder eine intensive alkoholische Schärfe hinzu, fast noch mehr als beim Hampden. Das Finish ist sehr lang mit einer alkoholischen Chili-Schärfe, Tanninen und leichten Fruchtnoten.

Erneut ist es vor allem die Jugend des Rums, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Es ist zweifellos eine Frage der individuellen Vorlieben, ob man derart ungestüme Rums schätzt – mein Fall sind sie eher nicht. Wie schon beim Hampden hätte eine längere Reifung geholfen, die jugendliche Schärfe zugunsten eines eleganteren Ergebnisses abzuschleifen. Abgesehen davon gefällt mir das Aromaprofil dieser Abfüllung, da der Grundcharakter des Rums und die Portweinnoten der Nachreifung gut ausbalanciert sind.

Ein abschließender Vergleich mit dem Worthy Park Special Cask Port zeigt dann auch, dass die in diesem Fall doppelt so lange Reifung von insgesamt 10 Jahren (9 Jahre in Ex-Bourbon-Fässern in Jamaika, 1 Jahr in einem Ex-Portwein-Fass in Dänemark) den Rum deutlich erwachsener wirken lässt. Erwartungsgemäß ähneln sich die Aromaprofile der beiden Abfüllungen, doch der Worthy Park ist insgesamt sehr viel runder – und demonstriert, was die längere Reifung bewirkt.

Fazit

Bei den beiden Abfüllungen von Rum Exchange handelt es sich um eine durchaus vielversprechende Premiere. Die Qualität der beiden nachgereiften Jamaikaner ist grundsätzlich hoch, allerdings sind sie mit ihren 5 Jahren noch recht jung und haben für meinen Geschmack zu viel juvenilen Ungestüm. Zwei bis drei Jahre weitere Reifezeit hätte man ihnen gerne zugestehen können, um die alkoholischen Noten zugunsten eines eleganteren Ergebnisses abzuschleifen. Wer den Punch jüngerer Destillate schätzt, kann jedoch bedenkenlos zugreifen.

Rum Exchange #001
Rum Exchange Jamaica Nr. 1 (Hampden)
Rum Exchange #002
Rum Exchange Jamaica Nr. 2 (Worthy Park)

Rum-Score: 78/100

Rum Exchange Nr. 1 Jamaica Trelawny

Rum-Score: 81/100

Rum Exchange Nr. 2 Jamaica St. Catherine