5 Rum-Adventskalender 2019
Vergleichstest und Bewertung
Rum-Review • 20. November 2019
Rum-Adventskalender 2019
Auch wenn das Jahr – gefühlt – erst vor Kurzem begonnen hat, legt ein Blick in den Kalender einen anderen Schluss nahe. Bereits in wenigen Tagen beginnt der Dezember und damit auch wieder die Saison der Rum-Adventskalender. Bestückt mit 24 Rum-Samples, verschönern sie die Vorweihnachtszeit und bieten zudem die Möglichkeit, unterschiedliche Rum-Stile kennenzulernen und die eine oder andere Neuentdeckung zu machen – ohne gleich die ganze Flasche kaufen zu müssen. Mittlerweile ist die Auswahl an Rum-Adventskalendern derart angewachsen, dass ein Überblick über die erhältlichen Exemplare lohnenswert erscheint. Wir vergleichen dabei Inhalt, Zielgruppe und Preis und vergeben abschließend eine Bewertung auf einer Skala bis maximal 10 Türchen, wobei insbesondere auch das Preis-Leistungs-Verhältnis eine Rolle spielt.
Der Klassiker aus Dänemark erscheint seit vielen Jahren und dürfte der bekannteste Rum-Adventskalender auf dem Markt sein. Herausgegeben wird er von 1423, die unter anderem auch für den Vertrieb der Worthy Park-Originalabfüllungen sowie die S.B.S.-Reihe verantwortlich sind.
Die 24 enthaltenen Miniaturen à 20 ml stammen aus 24 unterschiedlichen Ländern Der Inhalt des Kalenders wird vorab nicht veröffentlicht, daher möchte ich an dieser Stelle nicht allzu viel spoilern. Nachdem die allgemeine Resonanz im vergangenen Jahr weniger gut ausfiel und in der Tat einige „Nieten“ dabei waren, hat man für die diesjährige Auflage eine deutlich ausgewogenere Auswahl getroffen. Das gilt sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Rum-Stile – „britisch“ (darunter Barbados, Guyana und Trinidad), „französisch“ (darunter Martinique und Französisch-Guyana) sowie etliche „spanische“ Vertreter aus Süd- und Mittelamerika – als auch für die Balance zwischen süßen und unbehandelten Rums. Erfreulicherweise sind auch einige exotische Länder wie zum Beispiel Nepal vertreten. Der Kalender enthält zwei Tasting-Gläser und zwei Booklets für Tasting-Notizen, sodass man sich auch zu zweit an die Verkostung machen kann.
Unter http://www.24daysofrum.com gibt es eine eigene Website zum Kalender.
Zielgruppe: Gut geeignet für den Mittelbau – also alle Rum-Trinker*innen mit ein bisschen Erfahrung und Neugier. Eher weniger geeignet für völlige Einsteiger oder Hardcore-Geeks.
Preis: 74,90 € (Preis/Liter: 156,04 €)
Bewertung: 8 von 10 Türchen
Allen kann man es nie recht machen, die Auswahl in diesem Jahr erachte ich aber als ausgewogen und vielfältig. Dass bei 24 Abfüllungen auch etwas dabei sein wird, das einem nicht zusagt, sollte jedem Käufer klar sein. Unter dem Strich dürfte aber jeder Geschmack auf seine Kosten kommen. Erfreulicherweise gibt es auch einige Abfüllungen jenseits der allseits bekannten Pfade zu entdecken.
Vita Dulcis bietet eine Vielzahl hochprozentiger Adventskalender an, darunter vier Whisky-, zwei Gin-, einen Obstschnaps- sowie zwei Rum-Adventskalender. Der Inhalt aller Kalender ist auf der Website aufgelistet.
Der Kalender enthält 24 Miniaturen à 20 ml, deren genauer Inhalt hier einsehbar ist, eine 56-seitige Verkostungsbroschüre sowie eine Weltkarte mit allen im Kalender enthaltenen Destillerien.
Die Auswahl stellt einen ziemlichen Spagat dar: Extrem „bearbeitete“ Rums wie Don Papa oder A.H. Riise treffen auf eher sperrige Vertreter wie den Clairin Communal aus Haiti. Insgesamt überwiegen eindeutig die gefälligen Rums. Auch wenn insgesamt 24 unterschiedliche Länder vertreten sind, erschließt es sich mir persönlich nicht, warum es in einem solchen Adventskalender Abfüllungen wie Goslings, Plantation XO 20th Anniversary, Dictador 12 oder Don Papa braucht. Jeder, der sich bereits etwas länger mit Rum beschäftigt, dürfte mit diesen Rums bereits Bekanntschaft gemacht haben. Auch ist zu befürchten, dass die Schere zwischen den stark gesüßten Rums (Don Papa, A.H. Riise, Centenario) und Vertretern wie Saint James oder Clairin zu weit auseinander geht. Die Zielgruppe bleibt unklar, vermutlich wird am Ende niemand ganz zufrieden sein.
Zielgruppe: Einsteiger
Preis: 89,95 € (Preis/Liter: 187,40 €)
Bewertung: 5 von 10 Türchen
Teurer als der 24 Days of Rum, inhaltlich aber weniger vielseitig. Am ehesten etwas für Süßrum-Freunde, die ein paar vorsichtige Blicke über den Tellerrand werfen möchten.
Der Kalender enthält 24 Miniaturen à 20 ml, deren genauer Inhalt hier einsehbar ist, eine 56-seitige Verkostungsbroschüre sowie eine Weltkarte mit allen im Kalender enthaltenen Destillerien.
Angesichts der Selbstbeschreibung („extrem hochwertige und teilweise sehr limitiert erhältliche R(h)ums“) und des stolzen Preises würde man eine Auswahl exklusiver Single Cask-Abfüllungen erwarten, darunter vielleicht Caroni, Hampden oder Enmore. Umso erstaunlicher, dass es sich bei einem Großteil der enthaltenen Rums um Standards wie Dictador 20, Matusalem 23, Clement 10 oder gar Zacapa Solera 23 handelt. Auffällig auch hier wieder die gewagte Mischung aus Don Papa und Centenario auf der einen und Nine Leaves auf der anderen Seite. Vom Grundcharakter ist die Auswahl der Klassik-Variante nicht unähnlich, lediglich die Jahreszahlen sind höher. Wer süßlich-gefälligen Rum mag, wird grundsätzlich nichts dagegen haben, allerdings halte ich den Preis – auch angesichts des hohen Anteils an Standard-Rums – für deutlich zu hoch. Die Behauptung, dass sich der Kalender an erfahrene Aficionados richte, lässt sich jedenfalls nicht nachvollziehen. Erstaunlicherweise ist nicht einmal eines der klassischen „großen“ Rum-Länder Jamaika, Guyana oder Barbados vertreten.
Zielgruppe: Einsteiger, Fortgeschrittene mit Vorliebe für süßen bzw. gefälligen Rum
Preis: 149,95 € (Preis/Liter: 312,40 €)
Bewertung: 4 von 10 Türchen
Die Jahreszahlen sind höher, allerdings zeigt sich eine für den Anspruch des Kalenders zu eindimensionale Auswahl. Wohl am ehesten etwas für Freunde süßlich-gefälligen Rums. Angesichts des gebotenen Inhalts ist der Preis beträchtlich.
Dieser Adventskalender ist ausschließlich im Shop des Kölner Rum Kontors erhältlich. Im Unterschied zu den anderen Adventskalendern enthält ein Sample jeweils 50 ml, wodurch man auf eine Gesamtmenge von immerhin 1,2 Litern kommt. Die größere Menge erhöht dementsprechend auch den Gesamtpreis für den Kalender.
Die Auswahl ist stark Süßrum-lastig. Erneut stellt sich die Frage, ob es in einem solchen Kalender – der ja eigentlich prädestiniert dafür wäre, möglichst viele Stile abzubilden und neue Entdeckungen zu ermöglichen – wirklich Rum wie den Botucal Reserva Exclusiva, den Zacapa 23 oder Dicador 12 braucht. Mit Quasi-Likören wie dem Malibu Coconut (?!) oder dem Ron de Jeremy (98 g Zucker pro Liter) wird man jedenfalls keinen ernsthaften Rum-Freund anlocken. Und muss es wirklich vier Mal Malteco sein?
Preis: 165 € (Preis/Liter: 137,50 €)
Zielgruppe: Allenfalls Einsteiger mit einer ausgeprägten Vorliebe für Süßrum
Bewertung: 2 von 10 Türchen
Alles in allem eine uninspirierte Auswahl mit einigen Produkten, die man nicht einmal Anfängern empfehlen kann. Wer auf (sehr) süßen Rum steht und so gut wie keine Erfahrung hat, kann einen Kauf eventuell in Betracht ziehen. Aber selbst dann braucht man keine 50 ml pro Sample.
Wer meint, dass es nicht schlechter geht, sieht sich getäuscht. Die 24 Miniaturen des „Premium“ Adventskalender von mySpirits (à 20 ml) umfassen tatsächlich: 6x Botucal, 2x Don Papa, 5x Plantation, 3x Centenario und 3x Zacapa. Unabhängig, wie man grundsätzlich zu den jeweiligen Produkten steht, zeugt eine solche „Auswahl“ von einer völligen Lieb- und Ideenlosigkeit. Anstatt die Chance zu nutzen, möglichst viele unterschiedliche Rums vorzustellen, wurden hier die erstbesten „Bestseller“-Marken auf die Schnelle hinter die Türchen geklatscht. Braucht wirklich niemand.
Zielgruppe: Niemand
Preis: 64,90 € (Preis/Liter: 135,21 €)
Bewertung: 1 von 10 Türchen
So viel Lieblosigkeit wünscht man niemandem in der Adventszeit.
Rum-Adventskalender 2019 – Fazit und Testsieger
Mit Ausnahme des 24 Days of Rum hat mich persönlich keiner der Adventskalender wirklich überzeugt. Während die Kalender des Kölner Rum Kontors und von mySpirits auf der ganzen Linie enttäuschen, mögen die beiden Vita Dulcis-Kalender durchaus ihre Zielgruppe haben: Einsteiger bzw. Rum-Freund*innnen mit Vorliebe für Süßes. Fortgeschrittene werden damit hingegen wenig anfangen können.
Sieger des Vergleichs ist dementsprechend der 24 Days of Rum, der ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis bietet und all jene erfreuen dürfte, die die Vielfalt von Rum zu schätzen wissen und die eine oder andere Neuentdeckung machen wollen.
Euch allen wünsche ich eine schöne Adventszeit – mit oder ohne Kalender!