Mezan Guyana 2005

Rum des Monats April 2018

Rum-Review   •   1. April 2018

Mezan – der „unberührte“ Rum

Der britische Abfüller Mezan hat es sich (ähnlich wie andere unabhängige Abfüller, z. B. Compagnie des Indes oder Velier) auf die Fahnen respektive Flaschen geschrieben, Rum so authentisch wie möglich ins Glas zu bringen. Also: ohne Zusätze, ohne Färbung und nur leicht gefiltert. Auf diese Weise ist es Rumfreund*innen möglich, den Stil und die Eigenheiten eines Landes in Reinform zu erkunden. Die Range von Mezan umfasst derzeit die Länder Jamaica, Panama, Trinidad und Guyana. Mit Ausnahme des Blends Jamaica XO handelt es sich um Jahrgangsabfüllungen (das Jahr der Destillation wird jeweils auf dem Label angegeben) und um Single Distillery Rums, also Destillaten aus jeweils einer bestimmten Brennerei. Die Reifung erfolgt in ehemaligen Bourbon-Fässern.

Port Mourant: Holz brennt besser

Der Mezan Guyana 2005 entstammt der legendären Port Mourant-Brennblase. Bei ihr handelt es sich um eine Double Wooden Pot Still – also eine Brennanlage aus Holz! Sie befand sich ursprünglich in der Port Mourant-Destillerie in Guyana, die vor ca. 200 Jahren gegründet wurde (und nicht bereits, wie oftmals behauptet, im Jahr 1732, wie man in diesem ebenso umfangreichen wie lesenswerten Artikel nachlesen kann). Zu dieser Zeit gab es in Guyana hunderte von Brennereien, da an fast jede Zuckerfabrik eine Destillerie angeschlossen war. Heute sieht die Lage jedoch völlig anders aus. Von der ehemaligen Fülle ist nichts mehr übrig, vielmehr gibt es nur noch eine einzige Brennerei in Guyana: die vom Unternehmen Demerara Distillers Limited (DDL) betriebene Diamond Distillery (die Hintergründe dieser Entwicklung werden hier erläutert). Glücklicherweise hat die Diamond Distillery einige besondere Brennanlagen von den geschlossenen Betrieben übernommen und auf dem eigenen Gelände wieder aufgebaut. Dies ist deshalb so bemerkenswert, weil es sich bei diesen Brennblasen um weltweit einmalige Raritäten handelt. Dazu zählt auch die mehrere Jahrhunderte alte Port Mourant-Still. Sie besteht aus extrem robustem Greenheart-Holz und arbeitet nach wie vor in Hochbetrieb, bildet ihr Erzeugnis doch einen wichtigen Bestandteil von El Dorado Rum (den 15-jährigen haben wir als Rum des Monats im Dezember 2017 vorgestellt).

Nach der Stilllegung der Port Mourant Distillery im Jahr 1955 wurde die hölzerne Brennblase nach einem kurzen Zwischenstopp bei Albion von der Uitvlugt Distillery übernommen. Nach deren Ende im Jahr 2000 kam sie schließlich zur Diamond Distillery. Aufgrund der ungewöhnlichen Bauart produziert sie einen ganz besonderen Rum-Stil, der von Kennern hoch geschätzt wird. Es handelt sich schwere und aromareiche Destillate mit einem hohen Congeners-Anteil. Für den spezifischen Charakter des Rums sind das Greenheart-Holz, die doppelte Pot Still mit Kopf und Hals aus Kupfer sowie die eigens von DDL gezüchteten Hefe-Stämme verantwortlich. Port Mourant-Rum war übrigens lange Zeit ein wesentlicher Bestandteil des britischen Navy Rums.

Die Diamond Distillery ist die einzige Destillerie der Welt, die noch hölzerne Brennapparate betreibt (auf der Website von DDL findet sich eine Übersicht über die historischen Brennapparate). Wer eine virtuelle Tour durch die Diamond Distillery unternehmen möchte, wird beim Rum Howler fündig.

Mezan Guyana 2005 – Tasting

Ältere Port Mourant-Abfüllungen sind begehrt. Für sie werden in der Regel dreistellige Preise aufgerufen. Umso erfreulicher ist es, dass Mezan mit dem Guyana 2005 die Möglichkeit bietet, den Port Mourant-Stil für einen moderaten Preis zu entdecken. Der Rum wurde im Jahr 2005 aus Melasse hergestellt, mit der hölzernen Port-Mourant-Anlage destilliert und anschließend für zehn Jahre in Ex-Bourbon-Fässern gelagert. Auffällig ist die für einen Rum dieses Alters helle Farbe, die auf Refill-Fässer hindeutet. Abgefüllt wird der Mezan Guyana 2005 mit 40 % Alkoholgehalt.

In der Nase betört der Rum mit einem wunderbar komplexen Aromen-Potpourri, das zwischen kräftiger Würze und intensiver Frucht changiert – ein großartiges Bouquet, an dem man sich kaum satt riechen kann. Die würzige Komponente enthält Noten von Menthol, frisch aufgeschnittenen Paprikaschoten und Anis. Der Einfluss des Ex-Bourbon-Fasses macht sich mit Aromen von Eiche, Vanille und ein wenig Marzipan bemerkbar. Bei den Fruchtnoten dominieren exotische Früchte (Papaya, Guave) sowie eine intensive Süße, die an reife Bananen erinnert und fast ins Cremige geht. Zusätzlich finden sich florale Noten, die Assoziationen an schottischen Lowland-Whisky hervorrufen.

Im Mund hinterlässt der Mezan Guyana keinen ganz so starken Eindruck wie in der Nase. Es scheint (auch) den relativ niedrigen 40 Volumenprozent Alkohol geschuldet, dass sich das faszinierende Bouquets hier nur teilweise widerspiegelt. Am Gaumen dominieren die würzigen Noten von Eukalyptus, Pfeffer, Tabak und Walnuss. Auch die Eiche des Fasses ist deutlich präsent. Von der die Nase umschmeichelnden Süße ist hingegen kaum eine Spur. Auch die Fruchtnoten sind im Mund deutlich weniger ausgeprägt. Der Abgang ist mittellang mit einer leichten, angenehmen Schärfe.

Beim Mezan Guyana 2005 handelt es sich um einen Rum für fortgeschrittene Rumtrinker*innen. Sein Bouquet ist hinreißend und unglaublich aromatisch, im Mund fällt er leider ein wenig ab. Für zukünftige Abfüllungen darf man auf eine etwas höhere Trinkstärke hoffen. Nichtsdestotrotz ein faszinierender Rum mit vielen Facetten und einem spannenden Aromaprofil.

Mezan Guyana 2005
Mezan Guyana 2005

Rum-Score: 82/100

Mezan Guyana 2005

Mezan Guyana 2005
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